Gravitationsfeld Beethoven
Ein Projekt in der Reihe zum 250. Geburtsjubiläum von Ludwig van Beethoven
Ausstellung vom 10. Januar bis 29. Februar 2020 in der Galerie Amalienpark | Raum für Kunst, Berlin
Einen genreübergreifenden, effektstarken Höhepunkt gestaltet unsere Galerie in der Reihe »Kunst und Klang« jedes zweite Jahr. Begonnen mit Schostakowitsch, fortgesetzt mit Schuberts »Winterreise«, befassen wir uns nun im Beethovenjahr mit Kunst und Leben des Genies. In der vierten Ausgabe 2022 wenden wir uns komponierenden Frauen zu, die es seit der Antike immer gab, »Gegen die Zeit«.
Die Anziehungskraft der Werke Beethovens blieb über Zeiten und Generationen hinweg ungebrochen, bis heute. Einst feierten Adel und Bürgertum in ihren exklusiven Musiktempeln seine Konzerte, doch seit der Erfindung der Tonträger, des Radios und des Internets gelangte seine Musik zu allen, bis in die letzten Winkel der Welt. Von Millionen verehrt und geliebt, gehört sie zum globalen Kulturgedächtnis der Menschheit. Ein Gravitationsfeld für Komponisten, Dichter, Maler, Schriftsteller und Philosophen, die sich mit der Wirkmächtigkeit Beethovens befasst haben.
Auch unser Projekt will mit Künstlern, Wissenschaftlern und Musikern erkunden,
was und wen das Genie bewegt hat, worin die Schwerkraft seiner Klangmaterie besteht, das Universelle seiner Musik.
Beethovens Sehnsucht nach Freiheit hat sich in seiner Musik erfüllt, im Spätwerk
brach er traditionelle Formen auf, schuf neue Ausdrucksweiten mit erschütternden Klangerlebnissen. Hier setzt unser Projekt an: vom Klang zur Kunst.
Zehn bildende Künstler aus Berlin lassen sich durch Beethovens Musik zu neuen Werken inspirieren. Sie transformieren seine musikalischen Ideen in die eigene Formensprache. Klangräume werden zu Denklandschaften aus Linie, Farbe, Form.
Ein spannender Prozess, dessen Ergebnisse in unserer Galerie ausgestellt werden als Kern des Projektes.
Interview von rbb Radio Kultur am 11.1.2020
Das Projekt wurde gefördert durch
Teilnehmende Künstler
Jens Becker
1964 geboren in Berlin
1985 – 90 künstlerische Basisarbeit bei Brigitte Fugmann u. Robert Rehfeldt
1989 – 96 Malerei, flächige Arbeiten
1994 Château de Justiniac, (erstes mechanisches Objekt)
1996 – 99 elektromagnetische Objekte, mechanische Objekte und Installationen,
2001 Balimaschine (Objekt)
2001-03 Projektionen (Projektionsobjekte und Installation)
2003-10 Gruppen und Schleifen (mechanische Objekte und Installation)
2004 suffering machine (Objekte, Installation)
ab 2005 Experimentalaufbauten (mechanische Objekte und Installation)
2015 Gold, Licht (Videoarbeiten)
2015 – 17 Transzendentalturbine, schwarz, Vakuum Licht (mechanische Objekte und Installation)
2017 – 19 Ikonen (Lichtobjekte, Objekttafeln) Endlosformen (Objekte) Rot-Blau Verschiebung (mechanische Lichtobjekte)
Claudio D´Ambrosio
1953 In Italien geboren
1982 – 89 Studium der Malerei an der Hochschule der Künste, Berlin, Meisterschüler von Prof. Marwan
Seit 1990 zahlreiche Ausstellungen im in und Ausland.
Lebt und arbeitet in Berlin
Preise und Stipendien
1989 – 90 Atelier-Stipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft, Berlin
1990 – 99 Werkverträge, Senat von Berlin
2000 Tempelhof-Schöneberger-Kunstpreis
Wenn man Beethovens Manuskripte an-
schaut, vermitteln sie einen wirren Eindruck, sind kaum leserlich, aber die Eigentliche Struktur ist klar und folgt einem bestimmten Schema, das er immer weiter entwickelt hat.
Hat Ludwig van Beethoven gleichsam die klare Struktur durch Chaos und Ornamente überlagert, versuche ich, meinem Chaos auf den Grund zu gehen und die klaren Strukturen offenzulegen.
Claudio D´Ambrosio
Dieter Goltzsche
1934 in Dresden geboren
1952 – 57 Hochschule für Bildende Künste Dresden
1958 – 59 Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin
seit 1959 freischaffend in Berlin tätig
Preise und Stipendien
1978 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin
1996 Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin
2010 Hans Theo Richter-Preis der Sächsischen Akademie der Künste
Regelmäßige Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In-und Ausland
Für den hiesigen Fall: Wer hat noch etwas zu sagen angesichts Beethovens op. 111 und op. 131; und überhaupt?
Dieter Goltzsche
Martin Enderlein
1963 in Karl-Marx-Stadt Chemnitz) geboren
1980 – 89 Lehre und berufliche Tätigkeit als Schriftmaler
1990 – 95 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
1995 – 96 Meisterschüler bei Prof. Dieter Goltzsche
seit 1997 lebt und arbeitet in Berlin
Regelmäßige Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
Ich inszeniere die Musik des L. van Beethoven als den großen Tanz des Lebens. Hier finde ich Gefühle jeder Art, Ausgelassenheit und Jubel gepaart mit der größten Erhabenheit. Ein Bogen gespannt von Empfindsamkeit bis zur Ausgelassenheit und größtem Lärm, ausgeführt mit Pauken und Trompeten. Die Herausforderung liegt für mich darin, der Musik als eigener Kunstform mit Bildern von Tanz, Liebe, Leidenschaft und Gewalt zu begegnen.
Martin Enderlein
Sabina Grzimek
1942 in Rom geboren
1962 – 67 Studium der Bildhauerei in Berlin Weißensee
1969 – 72 Meisterschülerin an der Akademie der Künste Berlin
seit 1972 freischaffend tätig in Berlin und Erkner
seit 1997 Gastdozentin an der Grafik+Design-Schule in Anklam
Preise
1972 Gustav-Weidanz-Preis
1983 Käthe-Kollwitz-Preis
1994 Preis des Kunstfördervereins Weinheim
1996 Ernst-Rietschel-Kunstpreis der Stadt Pulsnitz
2011 Brandenburgischer Kunstpreis, Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für ein Lebenswerk
Annette Gundermann
1957 in Berlin geboren
1984 – 89 Hochschule für Bildende Künste Dresden, Malerei und Grafik
1994 – 98 Werkverträge Senat von Berlin
seit 2017 Dozentin für Malerei, Sommerakademie, Hagen/Rügen
2007/12 Stipendium Käthe-Dorsch-Stiftung
2015 Brandenburgischer Kunstpreis für Malerei
Werke befinden sich in der Kunstsammlung Deutscher Bundestag, im Senat von Berlin, in der Donnersmarck-Stiftung, Cajewitz-Stiftung, Art Gallery College Oakland und in privaten Sammlungen. Regelmäßige Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
Beethoven war der Gigant und Begleiter väterlicher Zuneigung und gemeisamer Konzertbesuche. Dann lange Zeit Pause. Ludwig war ein Naturliebhaber und begeisterter Spaziergänger. Seine Pastorale kann man auch als Huldigung an endlose und schöne Landschaften sehen. Mich erschüttert sie aber auch und zeigt Einsamkeit, besonders die des Komponisten.
Matthias Heidenreich
1964 in Berlin geboren
Malereistudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Studienaufenthalte an Kunsthochschulen in den Niederlanden und den USA
Seit 1995 freischaffend in Berlin tätig.
Seit 1998 Kurse und Lehraufträge an Schulen, Kulturinstitutionen und Universitäten.
Doris Leue
1954 in Straguth bei Zerbst geboren
1972 – 76 Kunsterziehungsstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin
1976 – 78 Arbeit als Lehrerin
1978 – 85 Mitarbeit in der Galerie Unter den Linden
1983 – 85 Ausbildung als Zirkelleiterin für Malerei und Grafik
1985 – 96 Mitarbeiterin im Institut für Kunstpädagogik der Humboldt-Universität
seit 1996 Mitarbeiterin im Museum für Naturkunde Berlin
lebt und arbeitet in Berlin
Beethoven roll over
Henry Stöcker
1954 in Bergen/Rügen geboren
1990 – 91 Aspirantur bei Prof. Schönfelder
1991 – 92 Meisterstudium
1992 – 94 NaFöG-Förderstipendium des Senats Berlin
1990 Preisträger des Wettbewerbs »Oltre il muro«
1990 TAKIFUJI-BJUTSU-SHOU, Preis der Japan Cultural Association
1997 Erster Preisträger im Wettbewerb für Kunst am Bau in Karow-Nord
2002 Lehrauftrag Bildhauerei/Kunsthochschule Berlin Weißensee
lebt und arbeitet in Berlin und Storkow
Beethovens Musik verzaubert durch existentielle Urgewalt und Wucht – bei gleichsam feinfühligster Zartheit und tiefwurzelnder Sehnsucht nach menschlichem Miteinander. Die besondere Erschütterung – auch beim wiederholten – Hören seiner zeitlosen Werke verweisen mich auf die unergründlichen Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucksvermögens. Es bleibt: tiefbetroffenes Schweigen und Lauschen; Lauschen und noch tieferes Schweigen.
Christian Ulrich
1971 in Brandenburg/Havel geboren
1991 – 97 Kunsthochschule Berlin Weißensee
1997 – 98 Meisterschülerjahr
seit 2018 Lehrauftrag Fachhochschule Bielefeld und
Gastvorträge an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Beethoven setzt seine Klangschütte in Gang. Beethoven kann nicht hören. Stille ist seine Krankheit. Beethoven trägt auf den Schultern ein Kind, dessen Gesicht ein Jahrhundert älter ist als er. Beethoven stößt sich am Himmel und steckt in der Erde. Beethoven hat sein Bett neben dem Flügel. Beethoven pfeift ein Lied, das jeder kennt. Beethoven hat ein Loch in der Hose. Beethoven masturbiert nur am Sonntag. Beethoven ist einsam. Beethoven hat viel Besuch, als er tot ist. Besser mit einem Toten reden als mit einem Tauben. Beethoven ist eine russische Ikone. Beethoven hat einen Heiligenschein. Beethoven ist ein Abziehbild. Beethoven ist ein Siebdruck. Beethoven ist Shakespeare und Lenin.
Beethoven hat immer Geburtstag.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, erhältlich in der Galerie für 12,- Euro.
Mit 56 Seiten, 40 Abbildungen der künstlerischen Arbeiten, Künstlerbiografien
und Statements der Künstler.
Texfbeiträge von:
Monika Wellershaus, Kulturjournalistin, »Vom Klang zur Kunst«
Prof. Dr. Frank Schneider, Musikwissenschaftler, langjähriger Intendant am
Konzerthaus Berlin, »Mein Beethoven – Fünf Episoden aus dem Berufsleben«
Dr. Simone Tippach-Schneider, Kultur- und Kunstwissenschaftlerin,
»Gravitationsfeld Beethoven – Über die Kraftwirkung in der Kunst«.
Programm des Projekts
»Vivace«
Vom Klangbild zum Bildklang
Vernissage mit Künstlern und ihren Werken zum Gravitationsfeld Beethoven
Einführung: Dr. Simone Tippach-Schneider, Kunstwissenschaftlerin
Musik: Duo Anne Müller, Violoncello und Ansgard Benecke, Violine
Eintritt frei
Freitag, 10. Januar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Majestoso«
Göttlicher Beethoven – Ideale im Konflikt mit der Realgesellschaft
Multimediavortrag mit Prof. Dr. Helmut Loos, Musikwissenschafler, Leipzig
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 24. Januar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Variazioni«
Beethoven international
Der Kino-Dokumentarfilm »Kinshasa Symphonie« und die Folgen.
Deutsche Dokumentarfilmer begleiteten kongolesische Musiker bis zur Aufführung der 9. Sinfonie Beethovens in Kinshasa. Daraus entstand die Zusammenarbeit mit Musikern des WDR-Sinfonieorchesters Köln.
Europäisch-afrikanischer Nachmittag mit Ludwig van Beethoven
Teil 1
Filmregisseur Claus Wischmann, Berlin, berichtet und zeigt den Film
Teil 2
Gemeinsames Konzert von Musikern des ›Orchestre Symphonique Kimbanguiste Kinshasa‹ und WDR-Sinfonikern aus Köln in Berlin Pankow
u.a. mit Christian Stach, Kontrabassist im WDR SO, Projektleiter Partnerschaft Kinshasa
Moderation: Monika Wellershaus, Kulturjournalistin
Eintritt frei
Samstag, 25. Januar 2020, 16.30 – 20.00 Uhr (mit Pause)
Ehem. Jüdisches Waisenhaus Berlin-Pankow, Berliner Str.120/121
»Cantabile«
Post an die unsterblich Geliebte – Beethovenbriefe und Liebeslieder
Texte: Dr. Simone Tippach-Schneider, Kunstwissenschaftlerin
Musik: Dr. Andreas Aurin, Kultur-und Musikwissenschaftler
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 31. Januar 2020, 19.00 Uhr/Galerie
»Furioso«
Das Genie und die anderen
Beethoven im musikalischen Wettstreit: die Diabellivariationen
Vortrag von Prof. Dr. Frank Schneider, Musikwissenschaftler, langjähriger Intendant am Konzerthaus Berlin
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Dienstag, 4. Februar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Allegro«
Mensch und Maschine – vom Metronom zum Roboter
Beethovens Hang zur Mechanik
Multimediavortrag von Ingolf Haedicke, Musikwissenschaftler, ehem. Leiter der Phonothek des Musikwissenschaftlichen Instituts der Humboldt Universität Berlin
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 7. Februar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Largo«
Taub durch Wein? Historische Zusatzstoffe in Nahrung und Medizin.
Vortrag von Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker, Buchautor, Publizist
Europäisches Institut für Lebensmittel-und Ernährungswissenschaften e.V.
Gemmingen (Baden- Württemberg)
Musikalische Begleitung: Hartmut Behrsing, Posaune
und Kulinarisches ohne Zusatzstoffe
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 14. Februar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Presto«
Noten und Nöte – Beethoven und die industrielle Revolution
Referent: Dr. Gerhard Müller, Publizist, langjähriger Dramaturg an der Komischen Oper Berlin und am Gewandhaus Leipzig
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 21. Februar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
»Espressivo«
Lehrer, Fürsten, Frauen – Der Bonner Beethoven
Vortrag von Dr. Stephan Eisel, Musikwissenschaftler u. Journalist, Vorsitzender »Kulturverein Bürger für Beethoven«, Bonn
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Freitag, 28. Februar 2020, 19.00 Uhr, Galerie
KONZERTE
Rathauskonzert in Berlin-Pankow – Sonaten für Violine und Klavier
mit Johannes Jahnel, Violine /Yui Yasuhara, Klavier
Sonate für Klavier und Violine op. 24 F‑Dur (Frühlingssonate)
Sonate für Violine und für Klavier, op 12, Nr.3, Es-Dur
Sonate für Violine und Klavier, op. 47, A‑Dur (Kreutzer-Sonate)
Eintritt 9 Euro, ermäßigt (Senioren, Arbeitslose) 6 Euro, Schüler, Studenten 3 Euro
Freitag, 17.Januar 2020, 19.30 Uhr,
Rathaus Pankow, Breite Str. 24A – 26, 13187 Berlin
Beethoven international
(s. auch »Variazioni«)
Afrikanisch-Europäisches Konzert mit WDR-Sinfonikern aus Köln und
Musikern des Orchestre Symphonique Kimbanguiste Kinshasa (OSK)
Beethoven Septett Es Dur op. 20
und Kompositionen des OSK Kinshasa
Eintritt frei
Samstag, 25. Januar 2020, 16.30 – 20.00 Uhr (mit Pause),
Ehem. Jüdisches Waisenhaus Berlin-Pankow, Berliner Str.120/121
Konzert-Matinée im Schloss Schönhausen
mit dem Arminio-Streichquartett
Ludwig van Beethoven: Streichquartett c‑Moll op. 18/4
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 3 F‑Dur op. 73
(Pause)
Ludwig van Beethoven: Streichquartett F‑Dur op. 135
www.arminioquartett.de
Eintritt 15 Euro, ermäßigt 12 Euro
Sonntag, 9. Februar 2020, 11 Uhr,
Schloss Schönhausen, Tschaikowskistraße 1, 13156 Berlin
spsg.de/…/konzert-matinée-im-schloss-schoenhausen