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In der Galerie

Mar­tin Enderlein
Petra Flierl
Annet­te Gundermann

Kit­ty Kaha­ne
Lorenz Kienz­le
Núria Que­ve­do

Deni­se Richardt
Hen­ry Stö­cker
Simo­ne Tippach-Schneider

Geför­dert durch

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Koope­ra­ti­ons­part­ner des Projekts

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Ein Aus­stel­lungs­pro­jekt der Rei­he KUNST&KLANG

Flucht, Ver­trei­bung und Exil gehö­ren zur leid­vol­len Erfah­rung von Gene­ra­tio­nen der Mensch­heits­ge­schich­te. Zur zen­tra­len Erfah­rung wur­de sie welt­weit beson­ders im 20. Jahr­hun­dert und aktu­ell wach­sen wie­der Flücht­lings­strö­me, nicht nur in Euro­pa. Wur­den aus dem Drit­ten Reich demo­kra­ti­sche Kunst­schaf­fen­de sys­te­ma­tisch ver­trie­ben, ist Deutsch­land heu­te für vie­le Aus­ge­grenz­te ein Sehn­suchts-ort. Die­se Erfah­run­gen bil­den die Grund­la­ge für das mitt­ler­wei­le fünf­te Aus­stel­lungs­pro­jekt der Rei­he Kunst & Klang unter dem Mot-to Drin­nen & Drau­ßen – Kunst, Musik und Lite­ra­tur im Exil, das vom 28. Febru­ar bis 6. April 2025 in der Gale­rie Ama­li­en­park | Raum für Kunst, Ber­lin-Pan­kow statt­fin­det. In der Aus­stel­lung wer­den Bil­der, Gra­fi­ken, Zeich­nun­gen, Foto­gra­fien und Skulp­tu­ren von neun Künstler*innen aus Ber­lin und Bran­den­burg gezeigt, die sich durch das Mot­to, d. h. durch Lite­ra­tur, Kunst und Musik von Exilant*innen, u.a. von Kurt Weill und Ursu­la Mam­lok, zu die­sen Kunst­wer­ken inspi­rie­ren lie­ßen oder in ihren Kunst­wer­ken ihren eige­nen Exil­er­fah­run­gen Aus­druck ver­lie­hen haben.
Die sechs­wö­chi­ge Aus­stel­lung umfasst dar­über hin­aus ein umfang­rei­ches Begleit­pro­gramm mit Kon­zer­ten, u.a. im Schloss Schön­hau-sen und im ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Wai­sen­haus, Lesun­gen, Vor­trä­gen, Film­vor­füh­run­gen und Gesprächs­run­den mit hoch­ka­rä­ti­gen Gäs­ten.
Zu Gast sind unter ande­rem das Armi­nio Streich­quar­tett, die tür­ki­sche Autorin und Akti­vis­tin Naz­li Kara­biy­iko­g­lu und Andrej Herm-lin and his Swing Dance Orchestra.

Petra Flierl, »Igor Strawinsky«, 2024,
Öl auf Leinwand, 93 x 63 cm

Eröff­nung
Frei­tag 28.2.2025, 19:30 Uhr

Lau­da­tio:
Dr. Simo­ne Tipp­ach-Schnei­der, Kunst­wis­sen­schaft­le­rin
Musik:
Peter Ehwald, Saxofon

Dr. Simone Tippach-Schneider
Peter Ehwald
Foto: Dovile Sermokas

Veranstaltungen Termine

Kon­zert im Ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Wai­sen­haus Pankow
73. Wai­sen­hausge­spräch der Cajewitz-Stiftung

»Let it Swing«, Andrej Herm­lin mit sei­nem Swing Dance Orchestra

Don­ners­tag, 6.3.2025, 19 Uhr

Ber­li­ner Str. 120, 13187 Berlin.
Ein­gang Hadlichstraße

Das welt­weit gefei­er­te Orches­ter aus Ber­lin mit sei­nem exklu­si­ven Big-Band-Sound in Anleh­nung an die Blü­te­zeit des Swing der 1930er/​40er Jah­re in den USA, wird ein Kon­zert im Bet­saal des ehe­ma­li­gen jüdi­schen Wai­sen­hau­ses geben. Der Swing mit sei­nem vol­len Klang, sei­nen tanz­ba­ren Rhyth­men, sei­ner Ener­gie und sei­nem Opti­mis­mus ent­wi­ckel­te sich inter­na­tio­nal zu einem der popu­lärs­ten Sub­gen­res des Jazz. Die über­wie­gend von David Herm­lin geschrie­be­nen Arran­ge­ments leh­nen sich an den Klang der gro­ßen Swing-Orches­ter der Drei­ßi­ger­jah­re an und sind doch ein­zig­ar­tig. Das Swing Dance Orches­tra ist damit welt­weit die ein­zi­ge authen­ti­sche Swing Big Band ohne elek­tro­ni­sche Ver­stär­kung, die voll­stän­dig auf eige­ne Arran­ge­ments zurück­greift. Die his­to­ri­sche und äs-the­ti­sche Dimen­si­on die­ser Musik wird im Gespräch mit dem Band­lea­der Andrej Herm­lin wäh­rend des Kon­zerts beleuch­tet.
Der Swing stand einst für ein afro­ame­ri­ka­ni­sches Selbst­be­wusst­sein gegen die wei­ße Unter­drü­ckung und im Drit­ten Reich als gefürch­te­te Jugend­kul­tur für den Wider­stand gegen Gleich­schal­tung und mili­tä­ri­schen Drill. So wur­de zwangs­läu­fig der läs­si­ge, raf­fi­nier­te, hei­te­re Swing als ent­ar­te­te Musik gebrand­markt, obwohl gleich­zei­tig die Kul­tur­ma­na­ger der Natio­nal­so­zia­lis­ten ihn lan­ge Zeit zu Pro­pa­gan­dan zwe­cken in ihren Aus­lands­pro­gram­men ein­setz­ten. Im Reichs­rund­funk dage­gen wur­de er ab 1935 nicht mehr gespielt, ab 1937 wur­de das gene­rel­le Spiel­ver­bot von HJ und Poli­zei kon­trol­liert, spä­ter von der Gesta­po: Schul­ver­wei­se, Arres­te, Ver­haf­tun­gen. Die­se Musik zu hören, war also nur noch im Gehei­men und im Exil möglich.

Andrej Herm­lin ist im kunst­sin­ni­gen Ber­li­ner Eltern­haus des Dich­ters Ste­phan Herm­lin und der rus­si­schen Ger­ma­nis­tin Iri­na Belo­ko­we­na auf­ge­wach­sen, begeis­ter­te sich Andrej Herm­lin schon sehr früh für den Swing der Jazz­le­gen­de Ben­ny Good­man, erlern­te mit sie­ben Jah­ren Kla­vier spie­len, stu­dier­te an der Hoch­schu­le für Musik Hanns Eis­ler Ber­lin und grün­de­te 1987 das Swing Dance Or-ches­tra (damals: Swing Dance Band), das seit vie­len Jah­ren zu den welt­weit füh­ren­den Orches­tern sei­ner Art zählt. Als Swin­ging Herm­lins tritt das Orches­ter mit Front­sän­ge­rin Toch­ter Rachel und Sohn David (Gesang und Schlag­zeug) auf, die mit gro­ßer Spiel­freu­de und Show­ele­men­ten gemein­sa­me Erfol­ge fei­ern. Andrej Herm­lin lebt mit sei­ner Fami­lie in Berlin-Pankow.

Eintritt frei
Foto: Uwe Hauth
Foto: Uwe Hauth
Foto: Uwe Hauth
Künst­ler­ge­spräch
Frei­tag, 7.3.2025, 19 Uhr

mit Dr. Simo­ne Tipp­ach-Schnei­der, Kunst­wis­sen­schaft­le­rin
zu den Wer­ken der Ausstellung

Doku­men­tar­film
»Kurt Weill – Von Des­sau an den Broadway«
Diens­tag, 11.3.22, 19 Uhr

Film von Anna Schmidt, 2020
Kaum einer hat den Rhyth­mus der 1920er Jah­re, viel­leicht des gesam­ten 20. Jahr­hun­derts so genau ein­ge­fan­gen, wie der 1900 in Des­sau gebo­re­ne Kurt Weill. Mit dem Weill-Ken­ner und Bio­gra­fen Dr. Jür­gen Sche­be­ra als Tour Gui­de macht sich Regis­seur Sven Düfer auf die Suche nach den Lebens­spu­ren des gro­ßen Komponisten.

Eintritt 6 Euro
Vor­trag
»I am an American«
Fei­tag, 14.3.2025, 19 Uhr

Exil als ›Weg der Ver­hei­ßung‹:
Der Kom­po­nist Kurt Weill (1900 – 1950)
Mode­ra­ti­on: Mar­leen Hoffmann

Eintritt 8 Euro

Wer war Kurt Weill? Auf die­se Fra­ge fand der Weill-For­scher Kim Kowal­ke eine bün­di­ge Ant­wort: »Kurt Weill war ein deutsch-ame­ri­ka­ni­scher Kom­po­nist. Sein Leben deckt sich genau mit der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts: 1900 in Des­sau gebo­ren, gestor­ben in 1950 in New York. Sei­ne Kar­rie­re dau­er­te 30 Jah­re, von 1920 bis 1950, davon ver­brach­te er jeweils die Hälf­te, je 15 Jah­re, in Euro­pa und Ame­ri­ka. Er war ein ech­ter Welt­bür­ger und sicher­lich der wich­tigs­te Büh­nen­kom­po­nist in der inter­na­tio­na­len Sze­ne von 1925 bis 1950. Weill war ein­zig­ar­tig, er hat die Thea­ter­sze­ne sei­ner Zeit geprägt, in drei Spra­chen geschrie­ben und auf bei­den Sei­ten des Atlan­tiks Erfolg gehabt.«
Bereits ab 1930 waren Auf­füh­run­gen Weill­scher Wer­ke in Deutsch­land von natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Atta­cken über­schat­tet. Nur zwei Mona­te nach der Macht­er­grei­fung Hit­lers flieht Weill Hals über Kopf – am 21. Janu­ar 1933, dem Tag von Pots­dam – aus Ber­lin. Am 23. März trifft er in Paris ein, wo er mit Unter­bre­chun­gen bis 1935 leb­te. Die Pro­duk­ti­on des Bibel­dra­mas Der Weg der Ver­hei­ßung bie­tet den Anlass zu einer Rei­se in die USA, nicht die Absicht einer Emi­gra­ti­on: Am 4. Sep­tem­ber 1935 schifft er sich, in Beglei­tung sei­ner Ex-Frau Lot­te Len­ja, in Cher­bourg mit dem Ziel New York ein. Weill und Len­ja fühl­ten sich zur ihrer eige­nen Über­ra­schung von Anfang an dort so wohl, dass sie die Ver­ei­nig­ten Staa­ten bald als ihre Hei­mat ansa­hen. 1943 wur­de Weill ame­ri­ka­ni­scher Staats­bür­ger. Weill selbst emp­fand ledig­lich die Etap­pe Paris als unter­bre­chen­de Exil­sta­ti­on, wäh­rend er zwi­schen sei­nen Jah­ren in Deutsch-land und den USA eine Kon­ti­nui­tät kon­stru­ier­te. Und in einem Inter­view im Jah­re 1944 sag­te er: »Wenn ich auf eine ein­sa­me Insel ver­schla­gen wür­de, so hät­te ich nie­mals Heim­weh nach Ber­lin, Des­sau oder Lüden­scheid. Heim­weh hät­te ich nach dem Drugs­to­re von New City«.
Vor dem Hin­ter­grund sei­nes musi­ka­li­schen Schaf­fens, sei­nen Refle­xio­nen zum The­ma Exil und Ver­trei­bung sowie sei­ner Poe­tik wird der Vor­trag ver­deut­li­chen, wel­che Facet­ten das Exils als geis­ti­ge Lebens­form nicht nur für Weill selbst, son­dern auch für die Rezep­ti­on sei­ner Wer­ke hat­te.
Prof. em. Dr. Andre­as Eich­horn, Uni­ver­si­tät zu Köl

Andre­as Eich­horn war bis 2023 Pro­fes­sor für Musik­wis­sen­schaft am Depart­ment Kunst/​Musik an der Human­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät zu Köln.
Sei­ne For­schungs­ge­bie­te bil­den, die Musik des 19. und 20. Jahr­hun­derts, ins­be­son­de­re die Kom­po­nis­ten Felix Men­dels­sohn Bar­thol­dy, Leo­nard Bern­stein und Kurt Weill. Wei­ter­hin beschäf­ti­gen ihn die Inter­pre­ta­ti­ons- und Rezep­ti­ons­for­schung. Er edier­te im Rah­men der Kurt Weill Edi­ti­on den Band „Music with Solo Vio­lin“, das Kon­zert für Vio­li­ne und Blas­or­ches­ter op. 12 und die Kan­ta-te Der neue Orpheus op. 16. 2022 erschien wei­te­re Publi­ka­ti­on zu Kurt Weill: 365 Tage mit Kurt Weill. Ein Alma­nach (Olms Verlag)

Andreas Eichhorn
Dr. Marleen Hoffmann
Gespräch und Lesung
»Geht die Son­ne noch nicht unter – Wird der Him­mel nicht bald rot«
Diens­tag, 18.03.2025, 19 Uhr

Die tür­ki­sche Autorin und Akti­vis­tin Naz­li Kara­biy­iko­g­lu im Gespräch mit Mar­leen Hoff­mann.
Lesung der deut­schen Tex­te:
Elke Koep­ping, Spre­che­rin, Redakteurin

Eintritt 10 Euro

Das vom P.E.N.-Zentrum initi­ier­te Wri­ters-in-Exi­le-Pro­gramm, das seit 1999 ver­folg­ten Autor*innen Zuflucht in deut­schen Städ­ten ermög­licht, ist eine Ant­wort auf die stei­gen­de Zahl an Schriftsteller*innen und Journalist*innen, die vor Ver­fol­gung und Todes­dro­hun­gen flie­hen müs­sen. Ziel der Initia­ti­ve ist es, ihnen ein frei­es Leben und Schaf­fen in Deutsch­land zu ermög­li­chen und die Gele­gen­heit zu bie­ten, ihr Werk in öffent­li­chen Lesun­gen und Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tun­gen dem deut­schen Publi­kum vorzustellen.

Naz­li Kara­biy­iko­g­lu wur­de 1986 in Anka­ra gebo­ren. An der durch den Staats­prä­si­den­ten Recep Tayyip Erdoğan aktu­ell unter Druck ste­hen­den Eli­te­uni­ver­si­tät Boga­zi­çi stu­dier­te Kara­biy­iko­g­lu tür­ki­sche Spra­che und Lite­ra­tur und ver­öf­fent­lich­te inzwi­schen fünf Bücher, vier Erzähl­bän­de und einen Roman, für die sie in der Tür­kei mit sechs Prei­sen aus­ge­zeich­net wur­de. Auf­grund der poli­ti­schen und geschlech­ter­spe­zi­fi­schen Unter­drü­ckung in der Tür­kei ent­schied sie sich, die tür­ki­sche #Metoo-Bewe­gung vor­an­zu­trei­ben und sich inner­halb der tür­ki­schen Ver­lags­in­dus­trie für poli­ti­sche Min­der­hei­ten einzusetzen.

Nazli Karabiyikoglu
Elke Koepping
Foto: Sarah Johanna Eick
Musi­ka­li­sche Lesung
»Die Hei­mat­lo­sen – Schriftsteller*innen im Exil«
Frei­tag, 21.3.2025, 19 Uhr

Moni­ka Lenn­artz, Schau­spie­le­rin
Rapha­el Dwin­ger, Schau­spie­ler
Uli Kem­pen­dorff, Saxo­fon
Mode­ra­ti­on: Simo­ne Tipp­ach-Schnei­der, Annet­te Gundermann

Eintritt 10 Euro

Die Lis­te der deutsch­spra­chi­gen Exilant*innen ist groß und hin­ter jeder Bio­gra­fie ver­birgt sich ein eige­nes Schick­sal: Bert­hold Brecht, Alfred Döb­lin, Lion Feucht­wan­ger, Hein­rich Mann, Tho­mas Mann, Franz Wer­fel, Alma Maria Mahler-Wer­fel und Leo­nard Frank fan­den Exil in den USA. Ste­fan Zweig, Gün­ther Ball­hau­sen und Susan­ne Bach such­ten zeit­wei­se Zuflucht in Bra­si­li­en, Wal­ter Jan­ka, Richard Katz, Anna Seg­hers und Egon Erwin Kisch in Mexi­ko. Der Abend stellt in einer kur­zen Ein­füh­rung zum/​r jewei­li­gen Autor*in ver­schie­de­ne lite­ra­ri­sche Posi­tio­nen vor.

Moni­ka Lenn­artz, 1938 in Stet­tin, Pom­mern gebo­ren, ist Schau­spie­le­rin. Sie
wuchs in Waltershausen/Thüringen auf. Ihre Schau­spiel­aus­bil­dung absol­vier­te sie von 1956 bis 1959 an der Film­hoch­schu­le Pots­dam. Bereits wäh­rend des Stu­di­ums spiel­te sie ers­te Rol­len bei der DEFA. Nach Thea­ter­en­ga­ge­ments in Pots­dam und Senf­ten­berg hat­te sie ein lang­jäh­ri­ges Enga­ge­ment am Ber­li­ner Maxim-Gor­ki-Thea­ter. Lenn­artz arbei­tet seit 1958 auch für Film und Fern­se­hen. Einem brei­te­ren­Pu­bli­kum wur­de sie zwi­schen 2007 und 2020 als Lui­se Bren­ner in der Fern­seh­se­rie­In aller Freund­schaft bekannt sowie für Insel der Schwä­ne (1983), Ein ver­bor­ge­nes­Le­ben (2019) und Nicht im Traum (2018).

Rapha­el Dwin­ger, 1986 gebo­ren in Mün­chen. Ers­te Büh­nen­er­fah­rung bereits mit 15 Jah­ren auf der Werk­raum-Büh­ne der Mün­che­ner Kam­mer­spie­le. 2010 – 2013 Schau­spiel­stu­di­um an der Folk­wang Uni­ver­si­tät der Küns­te in Essen/​Bochum. 2014 – 2017 Mit­glied des Ber­li­ner Ensem­bles und Zusam­men­ar­beit mit Regisseur*innen wie Claus Pey­mann, Robert Wil­son, Man­fred Kar­ge, Franz Wit­ten­brink, Katha­ri­na Thal­bach und Lean­der Hauß­mann. Diver­se Rol­len am Thea­ter und Mit­wir­kung in zahl­rei­chen Film- und Fernsehproduktionen.

Uli Kem­pen­dorff, 1981 gebo­ren in Ber­lin. 2000 – 2004 Stu­di­um an der Hoch­schu­le für Musik Hanns Eis­ler Ber­lin und 2006/​2007 am City Col­lege of New York. Er wohnt mit sei­ner Fami­lie in Ber­lin-Pan­kow.
Moni­ka Lenn­artz, 1938 gebo­ren in Stet­tin. Auf­ge­wach­sen in Wal­ters­hau­sen in Thü­rin­gen. 1956 – 1959 Stu­di­um an der Film­hoch­schu­le Pots­dam. Ers­te Büh­nen­er­fah­run­gen in Pots­dam und Senf­ten­berg. 1962 Enga­ge­ment am Maxim-Gor­ki-Thea­ter. Wei­te­re Enga­ge­ments an allen wich­ti­gen Büh­nen Ber­lins sowie im Film und Fern­se­hen. 1982 Goe­the-Preis der Stadt Ber­lin. 2012 Max Ophüls Kurzfilmpreis.

Monika Lennartz
Raphael Dwingewr
Foto: Lily Erlinger
Uli Kempendorff
Foto: Gerhard Richter
Gespräch
»Exil im Museum?
Das Exilmuseum!«

Diens­tag, 25.3.2025, 19 Uhr

Gespräch mit Sarah Blen­din,
wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin der Stif­tung Exil­mu­se­um Ber­lin
Mode­ra­ti­on: Moni­ka Wellershaus

Eintritt 8 Euro

»Was das Exil im Inners­ten bedeu­tet – und es ist ja letzt­lich so etwas wie Ver­lust der Lebens­mit­te, des Lebens­zu­sam­men­hangs –, das hat mich nie­mand gefragt und auch kein Mensch je sich dafür ent­schul­digt. Nun soll end­lich so ein Ort ent­ste­hen, wo die­se Fra­ge gefragt, die­se Ent­schul­di­gun­gen aus­ge­spro­chen wer­den sol­len…« (Zitat Georg Ste­phan Trol­ler, Jour­na­list und Fil­me­ma­cher, 1938 geflo­hen)
Die­ser Ort wird in Ber­lins Mit­te ent­ste­hen: das Exil­mu­se­um, ein wür­di­ger Neu­bau in Bezug und direkt hin­ter der Rui­ne des Ein­gangs­por­tals vom einst rie­si­gen Anhal­ter Bahn­hof. Von dort aus sind hun­dert­tau­sen­de Ver­folg­te des NS-Regimes ins Exil gezwun­gen wor­den, mit dem Zug ins Unge­wis­se, wie Klaus und Hein­rich Mann, Alfred Döb­lin und Max Rein­hardt… Das künf­ti­ge Exil­mu­se­um soll 2028 als ers­ter zen­tra­ler Stand­ort in Deutsch­land, der die ele­men­ta­ren Erfah­run­gen Betrof­fe­ner im Exil zwi­schen 1933 und 1945 doku­men­tiert und sich gleich­zei­tig als Dis­kus­si­ons- und Echo­raum mit Deutsch­land als heu­ti­gem Zufluchts­ort aus­ein­an­der­setzt, er-öff­net wer­den.
Flucht, Ver­trei­bung und Exil gehö­ren von Anbe­ginn zur Mensch­heits­ge­schich­te. Doch gera­de im 20. Jahr­hun­dert wur­den sie zur zen­tra­len Erfah­rung und die Flücht­lings­strö­me und Emi­gra­ti­ons­zah­len neh­men seit ein paar Jah­ren erneut rapi­de zu. Wie wur­den und wer­den Krea­ti­vi­tät und Iden­ti­tät von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Schriftsteller*innen davon geprägt? Was kön­nen in die­sem Kon­text neue kul­tu­rel­le Erfah­run­gen bewir­ken? Ideen, Inhal­te, Archi­tek­tur und Per­spek­ti­ven des Exil­mu­se­ums wer­den in einem mul­ti­me­dia­len Gespräch mit der lei­ten­den wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­te­rin Sarah Blen­din ausgelotet.

Sarah Blen­din, M.A. ist lei­ten­de wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin des Exil­mu­se­ums. Die Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin ist seit 2008 als Pro­jekt­lei­te­rin und Con­tent Desi­gne­rin im Bereich der Kunst- und Wis­sens­ver­mitt­lung tätig. 2016 wirk­te sie als wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der Aus­stel­lung über Har­ry Graf Kess­ler in der Stif­tung Bran­den­bur­ger Tor mit.

Saraj Blendin
Por­trät­kon­zert
»Ein­mal von Ber­lin über Ecua­dor in die USA und zurück«

Frei­tag, 28.3.2025, 19 Uhr

Kom­po­nis­tin Ursu­la Mam­lok (1923 – 2016)
Ter­zia­num, 2006, für Flö­te und Vio­li­ne – Gespräch
Sin­tra, 1969, für Alt­flö­te und Vio­lon­cel­lo – Gespräch
From My Gar­den, 1983, für Vio­li­ne – Gespräch
Music for Stony Brook, 1989, für (Alt-)Flöte, Vio­li­ne und Vio­lon­cel­lo
Upa­ma Muckens­turm, Flö­te
Cle­mens Lin­der, Vio­li­ne,
Ade­le Bit­te, Vio­lon­cel­lo
Gespräch mit Bet­ti­na Brand und Mar­leen Hoffmann

Eintritt 10 Euro

Die Kom­po­nis­tin Ursu­la Mam­lok (1923 – 2016) wur­de in Ber­lin gebo­ren. Auf­grund ihrer jüdi­schen Abstam­mung von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ver­folgt ver­ließ sie gemein­sam mit ihren Eltern Ber­lin und flüch­te­te 1939 nach Ecua­dor. 1940 bekam sie ein Sti­pen­di­um an der Man­nes School of Music und ging als Sieb­zehn­jäh­ri­ge allein nach New York. Sie stu­dier­te in den fol­gen­den Jah­ren Kom­po­si­ti­on. Als Pro­fes­so­rin für Kom­po­si­ti­on an der Man­hat­tan School of Music avan­cier­te sie zu einer der bedeu­tends­ten Kom­po­nis­tin­nen der USA. 2006 kehr­te Ursu­la Mam­lok in ihre Geburts­stadt Ber­lin zurück. Es gelang ihr mit 83 Jah­ren noch ein­mal ein Neu­start mit zahl­rei­chen Kon­zer­ten euro­pa­weit, CD‑, Rund­funk- und Fern­seh­pro­duk­tio­nen, der Ver­öf­fent­li­chung ihrer Bio­gra­fie Time in Flux – Die Kom­po­nis­tin Ursu­la Mam­lok und des Doku­men­tar­films Ursu­la Mam­lok Move­ments. Mam­loks Œuvre umfasst etwa 75 Kom­po­si­tio­nen, dar­un­ter Orches­ter­wer­ke, zahl­rei­che kam­mer­mu­si­ka­li­sche Wer­ke, Chor­wer­ke, Wer­ke für Solo­in­stru­men­te, ein elek­tro­ni­sches Werk sowie Unterrichtsmaterialien.

Mit einem kur­zen Doku­men­tar­film und einem Gesprächs­kon­zert wird Ursu­la Mam­lok als Kom­po­nis­tin vor­ge­stellt. Im Gespräch wer­den Mam­loks Lebens­sta­tio­nen erläu­tert, ins­be­son­de­re ihre musi­ka­li­sche Aus­bil­dung in ihrer Hei­mat und im Exil, ihre Erfol­gen wäh­rend ihrer Lauf­bahn in den USA und ihre Rück­kehr in ihre Geburts­stadt nach 66 Jah­ren. Außer­dem wer­den Fra­gen nach alten und neu­en Ver­bin­dun­gen ins Musik­le­ben zu exi­lier­ten und ein­hei­mi­schen Musiker*innen dis­ku­tiert, über die Prä­gung ihres Musik­stils durch die Hei­mat und das Exil­land sowie über ihre sozia­len und emo­tio­na­len Stra­te­gien der Anpas­sung ans Exil und der gleich­zei­ti­gen Bewah­rung der Ver­bin­dung zur Hei­mat. Die aus­ge­wähl­ten kam­mer­mu­si­ka­li­schen Wer­ke, die von Musiker*innen des Deut­schen Sym­pho­nie-Orches­ters Ber­lin zum Klin­gen gebracht wer­den, spie­geln auch musi­ka­lisch Mam­loks ver­schie­de­ne Lebens­sta­tio­nen wider.

Cle­mens Lin­der gebo­ren in Vor­arl­berg, stu­dier­te bei Maria Kikel, Kla­ra Flie­der und Ernst Kova­cic in Wien. Er gewann den Ers­ten Preis beim Bun­des­wett­be­werb Jugend musi­ziert, den För­der­preis der Wie­ner Sym­pho­ni­ker und erhielt den Wür­di­gungs­preis des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung, Wis­sen­schaft und Kul­tur. Er kon­zer­tier­te in solis­ti­schen und kam­mer­mu­si­ka­li­schen Pro­gram­men mit Musi­kern wie Ernst Kova­cic, Tho­mas Lar­cher, Valen­tin Erben, Jörg Wid­mann und dem Har­tog Quar­tett. Seit 2002 ist er Mit­glied des Deut­schen Sym­pho­nie-Orches­ters Ber­lin als Vor­spie­ler in der Grup­pe der Zwei­ten Vio­li­nen. Neben sei­ner Orches­ter­tä­tig­keit ist er seit 2004 Lehr­be­auf­trag­ter an der Hoch­schu­le für Musik Hanns Eis­ler Ber­lin. Im Herbst 2023 erschien die CD „Music of Ursu­la Mam­lok vol. 6“ unter sei­ner Mitwirkung.

Ade­le Bit­ter war Jung­stu­den­tin der Hoch­schu­le für Musik und Dar­stel­len­de Kunst in Frank­furt am Main. Sie erwarb ihr Kon­zert­ex­amen mit Aus­zeich­nung bei Josef Schwab an der Hoch­schu­le für Musik Hanns Eis­ler in Ber­lin. Ergän­zen­de Stu­di­en beleg­te sie bei Lee Fiser (LaSalle Quar­tet) in Cincinnati/​USA und erhielt das Diplom des Inter­na­tio­na­len Musik­wett­be­werbs Mark­neu­kir­chen. Seit 2001 ist Ade­le Bit­ter Vor­spie­le­rin im Deut­schen Sym­pho­nie-Orches­ter Ber­lin. Solo­kon­zer­te spiel­te sie mit den Ber­li­ner Sin­fo­ni­kern u.a. Mit Mit­glie­dern des Deut­schen Sym­pho­nie-Orches­ters Ber­lin grün­de­te sie das Ada­mel­lo Quar­tett. Dar­über hin­aus hat sie eine Aus­bil­dung im Fach His­to­ri­sche Aufführungspraxis/​Barockvioloncello an der Scho­la Can­torum Basi­li­en­sis absol­viert. Ihr Inter­es­se für zeit­ge­nös­si­sche Musik sowie das Enga­ge­ment für die Wer­ke ver­folg­ter und ins Exil getrie­be­ner Kom­po­nis­ten gip­fel­te im Jahr 2017 in der Gesamt­ein­spie­lung der Wer­ke für Vio­lon­cel­lo solo von Isang Yun mit Hol­ger Gro­schopp, Kla­vier. Die mit Hol­ger Gro­schopp und Mischa Mey­er ent­stan­de­ne Gesamt­auf­nah­me der Wer­ke von Simon Laks für Cel­lo bzw. Cel­li und Kla­vier wur­de 2023 mit dem Opus Klas­sik aus­ge­zeich­net. Im Herbst 2023 erschien die CD „Music of Ursu­la Mam­lok vol. 6“ unter ihrer Mitwirkung.

Upa­ma Muckens­turm erhielt Ihren ers­ten Flö­ten­un­ter­richt in Ihrer Hei­mat­stadt Col­mar (Frank­reich). Ihre Aus­bil­dung im Fach Flö­te, Kam­mer­mu­sik und Päd­ago­gik schloss sie mit Aus­zeich­nung am Con­ser­va­toire Natio­nal Supé­ri­eur de Musi­que et de Dan­se de Paris in der Klas­se von Sophie Cher­ri­er und Vin­cent Lucas ab. Von 2016 bis 2018 war sie Sti­pen­dia­tin der Her­bert-von-Kara­jan-Aka­de­mie der Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­ker, wo sie u. a. von Emma­nu­el Pahud und Egor Egor­kin unter­rich­tet wur­de. Neben Ihrer Beschäf­ti­gung als Orches­ter­mu­si­ke­rin spielt Muckens­turm regel­mä­ßig mit renom­mier­ten Ensem­bles wie dem Scharoun Ensem­ble und der Kam­mer­aka­de­mie Pots­dam. Seit März 2018 ist sie Mit­glied des Deut­schen Sym­pho­nie-Orches­ters Ber­lin. Im Herbst 2023 erschien die CD „Music of Ursu­la Mam­lok vol. 6“ unter ihrer Mitwirkung.

Bet­ti­na Brand, Rund­funk­au­torin, Kul­tur­ma­na­ge­rin. Stu­di­um der Ger­ma­nis­tik und Musik­wis­sen­schaft (Magis­ter) in Mar­burg und Freiburg/​Breisgau. Seit 1983 Rund­funk­au­torin mit den Schwer­punk­ten: Neue Musik, Musiker*innenportraits, Musik der Welt und Orga­ni­sa­ti­on und Mode­ra­ti­on von Musik­pro­jek­ten und Fes­ti­vals. Seit 1993 im Vor­stand von musi­ca reani­ma­ta – För­der­ver­ein zur Wie­der­ent­de­ckung vom Natio­nal­so­zia­lis­mus ver­folg­ter Komponist*innen. 2006 – 2016 Agen­tin und musik­wis­sen­schaft­li­che Bera­te­rin der Kom­po­nis­tin Ursu­la Mam­lok. Seit 2017 Geschäfts­füh­rung der Dwight und Ursu­la Mamlok-Stiftung.

Ursula Mamlok
Foto: Simon Pauly (Ausschnitt)
Upama Muckensturm
Foto: Mathias Donderer
Clemens Linder
Adele Bitter
Foto: Frank Eidel
Bettina Brand
Film
»Núria Quevedo –
Ber­li­ne­rin aus Barcelona«

Diens­tag, 1.4.2025, 19 Uhr

Regie: Karl­heinz Mund, 2003
Mode­ra­ti­on: Annet­te Gundermann

Eintritt 6 Euro

Ein Por­trät der spa­ni­schen Male­rin und Gra­fi­ke­rin Núria Que­ve­do. Als Toch­ter spa­ni­scher Ein­wan­de­rer kam Que­ve­do 1952 als Teen­ager in die DDR. Die Sehn­sucht nach der Hei­mat ihrer Kind­heit ließ sie nie los. Nach­dem Que­ve­do Fotos und Film­ma­te­ri­al spa­ni­scher Ein­wan­de­rer in Dres­den gese­hen hat­te, schuf sie 1970 – 71 ihr berühm­tes Gemäl­de 30 Jah­re Exil. Der Stil des Gemäl­des – der Fokus auf bewe­gungs­lo­sen, melan­cho­li­schen Gesich­tern und in einer mono­chro­men Farb­ge­bung – pro­vo­zier­te ost­deut­sche Kri­ti­ker; aber für Que­ve­do erin­ner­te es an tra­di­tio­nel­le spa­ni­sche Malstile.

In die­sem Film kehrt die Künst­le­rin zu Orten ihrer Kind­heit in Spa­ni­en zurück und spricht über Exil und Hei­mat­lo­sig­keit – The­men, die sie in Gemäl­den und Zeich­nun­gen dar­stellt. Die­ser fil­mi­sche Essay von Karl­heinz Mund, Que­ve­dos Ehe­mann, stellt somit die Rei­se des im Exil leben­den Künst­lers zwi­schen zwei Wel­ten dar. Que­ve­do, die seit der deut­schen Ein­heit in Deutsch­land und Spa­ni­en lebt, fin­det ihre aktu­el­len The­men in der spa­ni­schen Land­schaft sowie in der Lite­ra­tur von Chris­ta Wolf, Fritz Rudolf Fries, Franz Füh­mann und Ber­tolt Brecht.

Núria Quevedo
Foto: Helga Paris
Kon­zert
»Das Akkor­de­on im Gepäck«

Cath­rin Pfei­fer, Akkordeon
Frei­tag, 4.4.2025, 19 Uhr

Als trag­ba­res Instru­ment wur­de es oft in die neue Hei­mat mit­ge­nom­men und war so auch ein Sym­bol der Hoff­nung und gleich­zei­tig Trä­ger der Erin­ne­rung.
Mode­ra­ti­on: Annet­te Gundermann

Eintritt 10 Euro

Cath­rin Pfeiff­fer arran­giert Eigen­kom­po­si­tio­nen unglaub­lich viel­sei­tig mit Musik frem­der Kul­tur­krei­se und unter­schied­lichs­ter Zeit­epo­chen. Durch ihre lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen mit diver­sen Musik­gen­res, die sie in ver­schie­de­nen Län­dern der Welt auf­ge­saugt hat, sind ihre Eigen­kom­po­si­tio­nen geprägt durch einen ganz eige­nen unver­wech­sel­ba­ren Stil. Die Akkor­de­on­spie­le­rin besticht mit gro­ßem Reich­tum an musi­ka­li­schen Gedan­ken, von medi­ta­ti­ver Nach­denk­lich­keit bis hin zu rhyth­misch akzen­tu­ier­ter Aus­ge­las­sen­heit und vir­tu­os gestal­te­ter Klang­fül­le. In dem Kon­zert wird sie einen Streif­zug durch die musi­ka­li­sche Geschich­te des Exils bis in die heu­ti­ge Zeit prä­sen­tie­ren mit Bezü­gen zu Hanns Eis­ler, Kurt Weill und anderen.

Cathrin Pfeiffer
Kon­zert im Schloss Schön­hau­sen Pankow

Kon­zert­ma­ti­nee »Auf­bruch in die Fremde«
Armi­nio Streichquartett

Sonn­tag, 6.4.2025, 11 Uhr

Tschai­kow­ski­stra­ße 1, 13156 Berlin

Antonín Dvořák (1841 – 1904) Quar­tett F‑Dur op. 96
Ame­ri­ka­ni­sches Quar­tett (1893)
Ursu­la Mam­lok (1923 – 2016)
Streich­quar­tett Nr. 1 (1962)
Paul Ben-Haim (1897 – 1984)
Streich­quar­tett Nr. 1, op. 21 (1937)

Julia Parusch, Vio­li­ne /​Johan­ne­ke Haver­ka­te, Vio­li­ne
Frie­de­mann Jörns, Vio­la /​Max Gun­der­mann, Cel­lo
www​.armi​ni​oquar​tett​.de
Mode­ra­ti­on: Annet­te Gundermann

Eintritt 12 Euro

Das Haupt­werk des Pro­gramms bil­det das ers­te Streich­quar­tett des israe­li­schen Kom­po­nis­ten Paul Ben-Haim, der 1897 als Paul Fran­ken­bur­ger in Mün­chen gebo­ren wor­den war. Sein Streich­quar­tett op. 21 ent­stand vier Jah­re nach der Flucht vor dem NS-Régime in sei­ner neu­en Hei­mat Paläs­ti­na. Ben-Haims Musik zeich­net aus, dass sie sowohl in der deut­schen roman­ti­schen Tra­di­ti­on ver­wur­zelt ist, sich zudem sti­lis­tisch an dem fran­zö­si­schen Impres­sio­nis­mus ori­en­tiert, aber dar­über hin­aus unver­kenn­bar Ein­flüs­se der jüdi­schen Lied­kul­tur ver­ar­bei­tet.
Als wei­te­res Werk erklingt das ers­te Streich­quar­tett der 2016 in Ber­lin ver­stor­be­nen deutsch-US-ame­ri­ka­ni­schen Kom­po­nis­tin Ursu­la Mam­lok. Als Jüdin ver­ließ Mam­lok – hier bil­det sich trotz der unter­schied­li­chen Lebens­pha­sen die Par­al­le­le zu Ben-Haim – ihre Hei­mat­stadt Ber­lin und wan­der­te mit der Zwi­schen­sta­di­on Ecua­dor in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka aus, wo sie als jun­ge Frau ihre Aus­bil­dung zur Kom­po­nis­tin erfuhr. Mam­loks moder­nis­ti­scher Indi­vi­du­al­stil bil­det einen kon­struk­ti­ven Kon­trast zur medi­ter­ra­nen Ton­spra­che Paul Ben-Haims.
Eröff­net wird das Kon­zert mit dem Ame­ri­ka­ni­schen Quar­tett von Antonín Dvořák. Die­ser musi­ka­li­sche Mei­len­stein der Quar­tett-Lite­ra­tur ent­stand – wie der Name es schon nahe­legt – wäh­rend des zwei­ein­halb­jäh­ri­gen Auf­ent­halts des böh­mi­schen Kom­po­nis­ten in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Dvořáks Ein­rei­se war natür­lich kei­nes­wegs durch Flucht oder Ver­ban­nung bedingt, ganz im Gegen­teil nahm er die reiz­vol­le wie finan­zi­ell lukra­ti­ve Ein­la­dung an, die ame­ri­ka­ni­sche Musik­welt bei der Ent­wick­lung einer eman­zi­pier­ten Iden­ti­tät in der Kunst­mu­sik zu unter­stüt­zen. Gleich­wohl war Dvořáks Auf­ent­halt stets von ambi­va­len­ten Gefüh­len geprägt, wobei sich die Inspi­ra­ti­on durch die Grö­ße, die Dyna­mik und die Natur des unbe­kann­ten Lan­des mit der Sehn­sucht nach der Böh­mi­schen Hei­mat ver­misch­te. Das Ame­ri­ka­ni­sche Quar­tett ist ein ein­zig­ar­ti­ges musi­ka­li­sches Monu­ment für die­sen Prozess.

Arminio Quartett

Vorstellung der Künstlerinnen und Künstler

Martin Enderlein

1963
1980 – 89
1990 – 95
1995 – 96
seit 1997
in Chem­nitz geboren
Leh­re und beruf­li­che Tätig­keit als Schriftmaler
Stu­di­um an der KH Bln-Weißensee
Meis­ter­schü­ler bei Prof. Die­ter Goltzsche
lebt und arbei­tet in Berlin

»Abschied im Mor­gen­grau­en« –
Gedan­ken zu den spät­ro­ma­ti­schen Vor­stel­lun­gen Moritz von Schwinds

Über die poli­ti­schen Ver­hält­nis­se ver­är­gert schreibt Schwind »… ist es sehr ange­nehm, sich in Ideen frü­he­rer hoff­nungs­vol­ler Tage zu ver­set­zen und indem man frü­he­re Ideen neu auf­nimmt und zur Voll­endung bringt …«

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Unzu­frie­den mit bestehen­den Ver­hält­nis­sen wirt­schaft­li­cher wie auch poli­ti­scher Art wird Exil zu inne­rer Emi­gra­ti­on: »… ich kann zu mei­ner Rei­se nicht wäh­len mit der Zeit, muß selbst den Weg mir wei­sen in die­ser Dun­kel­heit.« (aus der Winterreise)

Über­nom­men habe ich die Figur des roman­ti­schen Wan­de­rers, der zeit­los erscheint schon durch sei­ne äuße­re Erschei­nung. Über­groß vor der Wei­te einer Land­schaft soll ich als Betrach­ter mit auf die Rei­se genom­men werden.

Der fran­zö­si­sche Maler Théo­do­re Géri­cault erhält 1816 Bericht über den tra­gi­schen Schiff­bruch der Fre­gat­te »Medu­se«. Von 149 Pas­sa­gie­ren über­le­ben 15 die dra­ma­ti­schen Ereig­nis­se auf hoher See. Über 12 Tage erlei­den die Rei­sen­den Hun­ger, Durst, Meu­te­rei und Aus­schrei­tun­gen. Scho­nungs­los, fast doku­men­ta­risch erfasst Géri­cault den Ein­druck dras­tisch geschun­de­ner Kör­per. Resi­gna­ti­on, Ver­zweif­lung und Tod zeich­nen die weni­gen Über­le­ben­den aus. Unter »Zuflucht« fin­det man im »Deut­schen Wort­schatz« u. a. Ret­tungs­boot, Stroh­halm, Hafen, aber auch Asyl, der Staat und Schutz­raum. Asso­zia­tio­nen sind hier von gro­ßer Aktua­li­tät. Dar­ge­stellt sind bei mir Sze­nen der Kata­stro­phe. Die ein­zel­nen Arbei­ten ste­hen für Hoff­nung, Angst und Furcht. Frag­men­ta­risch ist die Art der Dar­stel­lung, und der jewei­li­ge Bild­raum wird bewusst offengehalten. 

Martin Enderlein

Petra Flierl

1954
1973 – 74
1974 – 81
2002
2007
2014
gebo­ren in Berlin
Arbeit an der Volks­büh­ne Berlin
Stu­di­um an der KH Bln-Wei­ßen­see, Diplom bei Hans Vent
Arbeits­sti­pen­di­um für Bil­den­de Kunst des Minis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft, For­schung und Kul­tur des Lan­des Brandenburg
Arbeits­auf­ent­halt in der Stif­tung Dr. Robert und Lina Thyll-Dürr
Ucker­mär­ki­scher Kunst­preis der Sparkasse

Exil = in der Frem­de wei­lend, ver­bannt, bezeich­net die Abwe­sen­heit eines Men­schen oder einer Volks­grup­pe von der eige­nen Hei­mat, auf­grund von Aus­wei­sung, Ver­ban­nung, Ver­trei­bung, Aus­bür­ge­rung, Zwangs­um­sied­lung, reli­giö­ser oder poli­ti­scher Ver­fol­gung. Da das Exil typi­scher­wei­se auf Unfrei­wil­lig­keit beruht, emp­fin­den Exi­lan­ten ihren Zustand meist als uner­wünscht und bedrückend.

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Sie stre­ben daher in der Regel eine bal­di­ge Rück­kehr ins Hei­mat­land an, sobald der ursprüng­li­che Grund für den Gang ins Exil besei­tigt ist, etwa durch einen Regie­rungs­wech­sel
Stra­vin­sky, Weill, Feucht­wan­ger und Bunuel…sind Bei­spie­le von Exi­lan­ten die ich por­trai­tiert habe.

Petra Flierl

Annette Gundermann

Foto: Bernd Petrikat
1957
1984 – 89
1994 – 98
seit 2017
2007/​12
2016
2020
in Ber­lin geboren
HfBK Dres­den, Male­rei und Grafik
Werk­ver­trä­ge Senat von Berlin
Dozen­tin für Male­rei Som­mer­aka­de­mie, Hagen/​Rügen
Sti­pen­di­um Käthe-Dorsch-Stiftung
Bran­den­bur­gi­scher Kunst­preis für Malerei
Sti­pen­di­um des Lan­des Ber­lin, geför­dert durch die Senats­ver­wal­tung für Kul­tur und Europa

Um mich emo­tio­nal dem The­ma Exil zu wid­men, habe ich mich erneut Hil­de Domin (2000÷2021) zuge­wandt. Als Toch­ter jüdi­scher Eltern, in Hei­del­berg gebo­ren, stu­dier­te erst in Köln spä­ter in Ber­lin. Dort wohn­te sie 1930 einer Rede von Adolf Hit­ler bei, las dann Mein Kampf und hat­te schnell die Erkennt­nis aus Deutsch­land wegzugehen.

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Mit Erwin Wal­ter Palm, einem jüdi­schen Archi­lo­gie­stu­den­ten gin­gen sie bei­de nach Rom um ein Aus­lands­stu­di­um zu begin­nen. 1933, nach Hit­lers Ernen­nung zum Reichs­kanz­ler wur­de die­ser Schritt zur ers­ten Exil­sta­ti­on.
Nach der Hei­rat im Jahr 1936, muss­ten sie 1938 Ita­li­en ver­las­sen, da die Ras­sen­ge­set­ze einen wei­te­ren Auf­ent­halt in Ita­li­en ver­hin­der­te. Über Paris führ­te sie Flucht nach Groß­bri­tan­ni­en. Am sel­ben Tag wie Ste­fan Zweig, 1940, ver­lie­ßen sie Eng­land und gelang­ten über Kana­da in die Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik. Nach 22 Jah­ren Exil, 1954 kehr­ten sie nach Deutsch­land zurück. 1946 ver­öf­fent­lich­te sie ers­te Gedicht unter dem Pseud­onym Domin, nach dem Namen des Inselstaates.

Mei­ne groß­for­ma­ti­gen vier Arbei­ten auf Papier ist als eine Rei­he ange­legt.
Ber­lin, dun­kel neb­lig ver­han­gen sym­bo­li­siert das schwar­ze Ber­lin. Die römi­sche Atti­tü­de ist freund­lich, eine Park­land­schaft in der man ger­ne ver­wei­len möch­te – noch vol­ler Hoff­nung.
Ein star­kes Blau. Lon­don ist wie­der dun­kel, bedroh­lich, steht die nächs­te Flucht schon im Raum? Die letz­te Sta­ti­on ist gleich einem Para­dies – hell, mit enor­mer Wei­te, einem klei­nem blau­em See. Exo­ti­sche Pflanzen.

Annette Gundermann

Kitty Kahane

Foto: Maximilian Gödecke
1960
1983 – 89
2010
2015 – 23
2025
in Ber­lin geboren
Gra­fik­stu­di­um an der KH Ber­lin Weißensee
Gast­do­zen­tur in Basel
Zusam­men­ar­beit mit dem Goe­the-Insti­tut weltweit
Buch Men­achem

Doris Kaha­ne emi­grier­te 1933 mit 13 Jah­ren nach Bar­ce­lo­na. Bei Aus­bruch des Spa­ni­schen Bür­ger­krie­ges schlägt sich Doris in Paris durch. Sie besucht eine Kunst­schu­le und jobbt als Putz­frau, unter ande­rem bei Wal­ter Ben­ja­min. 1940 flieht sie nach Süd­frank­reich und lebt dort ille­gal. Durch Ver­rat wird sie 1944 von der Gesta­po ver­haf­tet und in das Lager Dran­cy gebracht. Im Lager hat sie sich um etwa 300 Kin­der geküm­mert, die mit einem der letz­ten Trans­por­te nach Ausch­witz gebracht wur­den. Sie über­lebt, kehrt nach Ber­lin zurück und stu­diert Malerei.

Kitty Kahane

Lorenz Kienzle

Foto: Tanja Marotzke
1967
1990 – 93
seit 2006
seit 2011
2024
in Mün­chen geboren
Stu­di­um der Foto­gra­fie in Rom und Berlin
lang­fris­ti­ge Zusam­men­ar­beit mit dem ame­ri­ka­ni­schen Bild­hau­er Richard Serra
Arbeit an meh­re­ren Pro­jek­ten zu fik­ti­ven und rea­len Orten im Werk von Theo­dor Fon­ta­ne und Alfred Döblin
Sti­pen­di­at der Vil­la Auro­ra in Los Angeles

Wo Mar­ta schwim­men ging
Mit der Idee, dem Leben von Alfred Döb­lin im Exil pho­to­gra­phisch nach­zu­spü­ren, wur­de ich 2024 Sti­pen­di­at der Vil­la Auro­ra in LA. Die Stadt zu erkun­den, wur­de für 3 Mona­te zu mei­nem All­tag. Unter­halb der Vil­la ent­deck­te ich den Sun­set Point, einen belieb­ten Surf­strand, wo Mar­ta Feucht­wan­ger bis ins hohe Alter schwim­men ging.

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Im Hafen­vier­tel San Pedro such­te ich Film­lo­ca­ti­ons auf, die sich mir ein­ge­prägt hat­ten. Zufäl­le und die Unter­stüt­zung durch VA und TMH öff­ne­ten mir die Türen ehe­ma­li­ger Häu­ser emi­grier­ter deutsch-öster­rei­chi­scher Schrift­stel­ler und Künst­ler. Ich erkun­de­te deren Wohn­vier­tel, stieg zu Fuß in die Hol­ly­wood Hills und such­te Ölfel­der auf, die Döb­lin und Brecht so oft erwähn­ten. Alles wur­de real.

Lorenz Kienzle

Núria Quevedo

Foto: Helga Paris
19385
bis 1952
1952
1955 – 58
1955 – 63
seit 1963
1969 – 71
1986 – 91
1994 – 96
gebo­ren in Barcelona/​Spanien
Schul­be­such in Barcelona
Emi­gra­ti­on der Fami­lie nach Ber­lin (DDR)
Abitur an der ABF Berlin
Stu­di­um an der Hoch­schu­le für Bil­den­de und ange­wand­te Kunst Ber­lin Weißensee
frei­schaf­fen­de Tätig­keit in Berlin
Meis­ter­schü­le­rin an der Deut­schen Aka­de­mie der Küns­te zu Ber­lin bei Wer­ner Klemke
Mit­glied der Aka­de­mie der Küns­te der DDR
Gast­pro­fes­sur an der Uni­ver­si­tät Greifs­wald, Caspar-David-Friedrich-Institut

Geheim­nis­voll ist die­se Bild­spra­che noch immer. Sie lässt sich nicht ganz ergrün­den, nicht gül­tig erklä­ren. Das ist heu­te nicht anders als damals, zu Zei­ten der DDR. Núria Que­ve­do war und bleibt eine Male­rin des Auf-sich-Zurück­ge­wor­fen-Seins.
In ihren expres­si­ven, fast mono­chro­men Pro­fil­köp­fen mit den schwar­zen Loch-Augen und den über­gro­ßen, ins Lee­re grei­fen­den Hän­den, die­sen wie aus Vul­kan­ge­stein geschäl­ten, abs­tra­hier­ten Glie­der­pup­pen vor kal­tem Licht oder düs­te­rem Bild­grund steckt eine uralte mensch­li­che Tra­gö­die: Exil. 

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Ein­sam­keit. Bild­haft wei­ter­ge­schrie­ben von einer Nach­fah­rin des Son­der­lings Don Qui­jo­te, Miguel de Cer­van­tes‹ ›Rit­ter von der trau­ri­gen Gestalt‹

Inge­borg Ruthe, Ber­li­ner Zei­tung, 3.12.2022, Retro­spek­ti­ve der Wer­ke von Nuria Que­ve­do in Frankfurt/​Oder

Hei­mat im Unter­wegs, auf Expe­di­ti­on im eige­nen Leben? Das Phi­lo­so­phi­sche zieht sich durch ihr Werk der letz­ten sech­zig Jah­re, eben­so wie das poe­ti­sche Movens, wie es vor allem auch aus der spa­ni­schen Lite­ra­tur erwächst. Aber man kann auch Kleists »All­mäh­li­che Ver­fer­ti­gung der Gedan­ken beim Spre­chen« dar­in erken­nen, was soviel heißt wie: Was ist, exis­tiert nur als Moment des Wer­dens…
Das Exil in der DDR sei für sie eine wich­ti­ge, berei­chern­de Erfah­rung gewe­sen. Und irgend­wann hör­te es viel­leicht auf Exil zu sein. Erfah­run­gen sol­cher Über­gän­ge sind bereits Bewusst­ma­chun­gen des Erleb­ten: »Selbst der Schmerz der Tren­nung und des Ver­lusts ist unver­zicht­bar, um zu wis­sen, dass wir leben­dig sind. Der Ver­lust jener Din­ge, die uns so selbst­ver­ständ­lich ange­hö­ren, dass wir sie kaum zu schät­zen wuss­ten, lässt uns ihren Wert erkennen.«

Gun­nar Decker, ND, 2023, Retro­spek­ti­ve der Wer­ke von Nuria Que­ve­do in Frankfurt/​Oder

Ingenorg Ruthe

Denise Richardt

1972
1993 – 98
1999
2002-05
in Ber­lin geboren
Stu­di­um der Male­rei an der KH Bln-Weißensee
Meis­ter­schü­le­rin bei Prof. Die­ter Goltzsche
Auf­ent­halt in Italien

Die Erfah­rung von Frem­de stellt immer die Fra­ge nach der eige­nen Iden­ti­tät. Zwi­schen Hoff­nung und Ver­zweif­lung durch­läuft der Exilant/​die Exi­lan­tin einen Pro­zess der Selbst­be­fra­gung, der Selbst­be­haup­tung, aber auch der Ver­än­de­rung und Neu­be­stim­mung. Das Ich wird zum zeit­wei­li­gen Mit­tel­punkt einer neu­en äuße­ren und inne­ren Welt.

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Exil, ganz gleich aus wel­chen Grün­den, stellt eine exis­ten­zi­el­le Erfah­rung dar, die, so indi­vi­du­ell und leid­voll sie ist, auch Bes­tes her­vor­brin­gen kann: Stär­ke der Ima­gi­na­ti­on, Kraft der Erin­ne­rung, Sen­si­bi­li­tät, Tie­fe.
Kunst ist Halt, Hoff­nung, Hei­mat. Exi­lier­te und Künst­ler haben in ihrer Suche Eini­ges gemein.
Mei­ne bei­den Arbei­ten krei­sen um das Erle­ben von Frem­de und Nähe. Sie sind ein Gegen­satz­paar: Lee­re, Struk­tur­lo­sig­keit, Ver­schie­bung und Neu­ord­nung (Arcone­ro) ste­hen gegen das Bekann­te und Ver­trau­te als ihr mög­li­ches Gegen­teil (Hin­ter Goe­thes Haus).
Wich­tigs­tes Medi­um ist hier­bei die Far­be. Musi­ka­lisch auf­ge­fasst als Aus­druck von Klang und Stim­mung, in ihrem Vor­trag das gan­ze Spek­trum der Tona­li­tät und Mate­ria­li­tät suchend, ist sie für mich sowohl kost­ba­res Instru­ment als auch eige­nes Thema.

Denise Richardt

Henry Stöcker

1954
1976 – 81
1985 – 90
1990 – 91
1991 – 92
1992 – 94
1990
1990
1997
2002
in Bergen/​Rügen geboren
Stu­di­um der Bio­lo­gie in Rostock
Stu­di­um an der KH Bln-Weißensee
Aspi­ran­tur bei Prof. Schönfelder
Meis­ter­stu­di­um
NaFöG-För­der­sti­pen­di­um des Senats Berlin
Preis­trä­ger des Wett­be­werbs »Olt­re il muro« (Mai­land)
TAKIFUJI-BJUTSU-SHOU, Preis der Japan Cul­tu­ral Association
Ers­ter Preis­trä­ger im Wett­be­werb für Kunst am Bau in Karow-Nord
Lehr­auf­trag Bildhauerei/​Kunsthochschule Ber­lin Weißensee

Die mensch­li­che Exis­tenz in Raum und Zeit
Mei­ne Arbei­ten umkrei­sen fast immer exis­ten­zi­el­le The­men wie Krieg, Gewalt und Ein­sam­keit. Das mensch­li­che Dasein mit sei­ner Ver­letz­bar­keit, das Ver­hält­nis von Gesell­schaft und Indi­vi­du­um ste­hen im Mit­tel­punkt mei­ner künst­le­ri­schen Arbeit.
Mit den Mit­teln der Abs­trak­ti­on wen­de ich mich einer mensch­lich-asso­zia­ti­ven Figür­lich­keit zu. Dabei spie­le ich sowohl mit tech­ni­schen als auch mit orga­ni­schen For­men. Poe­sie, Humor und Ästhe­tik ver­schmel­zen zu über­ra­schen­den plas­ti­schen Meta­phern, die gera­de auch in den aktu­el­len gesamt­welt­lich ver­un­si­chern­den Zei­ten mit unüber­seh­ba­ren Migra­ti­ons­zwän­gen und Exil­pro­ble­men, eine deut­li­che Anspra­che suchen.

Henry Stöcker

Simone Tippach-Schneider

1962
1981 – 90
1993 – 96
1996 – 97
2000
bis 2020
seit 2020
gebo­ren in Rostock-Warnemünde
Aus­bil­dung zur Gebrauchs­wer­be­rin, Stu­di­um an der FS für Wer­bung und Gestal­tung Ber­lin, Diplom Kunst- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten an der HU zu Berlin
Mit­ar­bei­te­rin im Inter­na­tio­na­le Design Zen­trum Ber­lin e.V., Autorin bei den Fach­ma­ga­zi­nen »Affi­che« und »Jun­ge Kunst« sowie den Ber­li­ner Kul­tur­zei­tun­gen »Schein­schlag« und »Frei­raum«
Sti­pen­di­um der Stif­tung Deut­sches Rundfunkarchiv
Pro­mo­ti­on an der UdK Berlin
Kura­to­rin für Aus­stel­lungs­pro­jek­te in Kunst und Kul­tur, Pres­se­spre­che­rin an der ber­li­ner schu­le für schau­spiel, Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin beim uni-assist e.V.
wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der Cha­ri­té Berlin

Der Schwan im Exil
Vor der Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten leb­ten und arbei­te­ten Foto­gra­fin­nen, wie Gisè­le Freund, Lore Otti­lie Krü­ger oder Ellen Auer­bach in gro­ßen deut­schen Städ­ten wie Ber­lin oder Mag­de­burg. Sie hat­ten mit gro­ßer Neu­gier­de und emo­tio­na­len Blick auf die Stadt und ihren Men­schen einen eige­nen pro­fes­sio­nel­len Stil ent­wi­ckelt. Mit der Emi­gra­ti­on aus Deutsch­land erfuhr ihre Tätig­keit zunächst einen radi­ka­len Bruch bis sie sich im Exil wie­der ein Stand­bein schu­fen und ihre moder­ne und uni­ver­sel­le Bild­spra­che in die Gegen­wart transformierten.

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Aus­ge­hend von der Gewiss­heit, dass die­ses foto­gra­fi­sche Erbe den eige­nen Blick auf die Welt und ins­be­son­de­re auf die Stadt Ber­lin beein­flusst, habe ich mich gemein­sam mit Bau­de­lai­res Schwan auf foto­gra­fi­sche Spu­ren­su­che bege­ben und den Prot­ago­nis­tin­nen ange­nä­hert. Der Schrift­stel­ler Charles Bau­de­lai­re gestand 1859 der Foto­grafie eine pro­mi­nen­te Rol­le beim Auf­bau der „Archi­ve unse­res Gedächt­nis­ses“ zu und ziel­te damit auf das Ver­schwin­den des alten Stadt­kerns von Paris. In sei­nem Gedicht „Le Cyg­ne“ ent­flieht der Schwan auf der Suche nach dem Was­ser der Mena­ge­rie, irrt wie eine mythi­sche Gestalt durch die Stra­ßen und fin­det nur Staub auf den Bür­ger­stei­gen. Der Schwan wird zur Denk­fi­gur für Exil, Abwe­sen­heit und Verlust.

Simone Tippach-Schneider